Fast 37 Jahre hat es gedauert. Endlich hat Köln auch sein eigenes Watergate, zumindest wurden bisherige Abhörversuche nicht öffentlich.
Im Vergleich zu der Watergate-Affaire 1972 wurden keine Abhörwanzen heimlich versteckt und auch keine geheimen Dokumente fotografiert. Hier in Köln braucht man so einen Schnick-Schnack nicht. Ein großes Aufnahmegerät, gut sichtbar und hörbar, in einer Sitzung reicht völlig aus, natürlich ohne vorherige Einwilligung der Teilnehmer. So geschehen in zwei Sitzungen des Koordinierungsstabes “Unglücksstelle Waidmarkt”, veranlasst von höchster Stelle, dem Oberbürgermeister Fritz Schramma. Gut, der Vergleich mit Nixon wäre jetzt etwas vermessen, aber fragt mal die Opposition, die in diesen Tage sehr unzufrieden mit unserem OB ist.
Was ist denn überhaupt passiert? Fritz Schramma hat als Leiter des Koordinierungsstabes zwei Sitzungen aufzeichnen lassen. Dem Stab gehören sowohl Vertreter der Stadtverwaltung als auch der Verkehrs-Betriebe an. Böswillige Zungen würden jetzt behaupten, es handelt sich um ein Straftat, denn streng genommen ist das Aufnehmen von nicht öffentlichen Äußerungen ohne Zustimmung eine Straftat, die mit einer Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit einer Geldstrafe belegt werden kann. Aber wir sind ja hier in Köln und was ich hier die letzten 200 Jahre erlebt habe, glaubt mir eh keiner. Und daher ist ja alles nicht so schlimm, schliesslich hat Nixon -äh- Schramma die Sitzungen nur aufnehmen lassen, um die Anfertigung des Protokolls zu erleichtern und darüber hinaus sieht Schramma das nicht ganz so eng und teilte den Teilnehmer schriftlich mit, dass
„diese Arbeitserleichterung für die Protokollführung“ aus arbeitsökonomischen Gründen „von Ihnen gebilligt war” (Quelle: ksta vom 25.03.09)
Welch Wunder, so teilen die “ausspionierten” Mitglieder des Stabes Schrammas Selbstverständnis nicht unbedingt. Und komischerweise sieht das die römische Göttin Justizia ebenfalls nicht so enstpannt wie Herr Schramma und daher ermittelt die Staatsanwaltschaft bereits.
Wir verfolgen den Anfangsverdacht der Verletzung der Vertraulichkeit des Wortes», sagte Oberstaatsanwalt Günther Feld (Quelle: ksta vom 26.03.09)
Obwohl ja nach Ansichten des Oberbürgermeisters alles halb so wild war, wurde das Tonband danach nicht mehr angestellt und die Aufzeichnungen laut Herrn Schramma sofort gelöscht.
Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt, was bei den Ermittlungen noch heraus kommt bzw. was noch alles aufgedeckt wird. Die Watergate-Affaire unmfasst ja auch mehrere Unregelmäigkeiten und Straftaten. Und so etwas wie illegale Parteispenden oder unerlaubte Einnahmen sollen in Köln ja auch schon mal vorgekommen sein.
Nicht das Fritz Schramma noch das gleiche Schicksal wie Nixon teilen muss. Nixon hat sein Watergate bekanntermaßen nicht überlebt und musste am 9. August 1974 zurücktreten. Aber wir sind ja nicht in Washington, DC, sondern im alten Colonia und da ticken die Uhren ja schon mal etwas anders. Spannend wird es alle Male, ob und wie lange unser Oberbürgermeister sein Kölsches Watergate überleben wird.